Preisverleihung an Waris Dirie

Nachricht26.07.2013
Waris Dirie
Thomas-Dehler-Stiftung

Am Abend des 24. Juli 2013 wurde der Thomas-Dehler-Preis an das ehemalige Model und Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie verliehen. Dirie, die den Preis vor über 400 Gästen im voll besetzten Alten Rathaussaal der Stadt München entgegennahm, zeigte sich geehrt von der Auszeichnung, die erstmals 1985 an Otto Graf Lambsdorff verliehen wurde: „In einer Reihe mit so vielen herausragenden Persönlichkeiten zu stehen, ist eine besonderen Ehre“. Ausgezeichnet wurde Dirie für ihr Engagement im Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung. Bekannt wurde Dirie u.a. für ihren Roman „Wüstenblume“, der ein Bestseller wurde. Mit der von Dirie gegründeten Stiftung Desert Flower Foundation wird jungen Mädchen eine Ausbildung ermöglicht. Im Gegenzug verpflichten sich die Eltern, von einer Beschneidung abzusehen.

Cornelia Schmalz-Jacobsen, Vizepräsidentin der und ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Ausländer, hob in ihrer Eröffnung die Bedeutung des Engagements von Waris Dirie hervor: „In Afrika ist die ‚weibliche Beschneidung‘, wie diese Barbarei etwas schönfärberisch bezeichnet wird, in vielen Ländern immer noch gängige Praxis unter Berufung auf Kultur und Tradition. Leider wissen wir, dass auch in Immigrantenfamilien bei uns vielen Mädchen dieses Leid angetan wird, obwohl es verboten ist.“ Mit Blick auf Thomas Dehler, den ersten Bundesjustizminister sagte sie: „Thomas Dehler hat den Wert des Einzelnen in der Gesellschaft immer wieder betont. Er war prinzipientreu und hatte einen klaren Kompass. Mit der Auszeichnung an Waris Dirie sind wir also ganz beim Namensgeber unserer Stiftung.“

Klaus von Lindeiner, Mitglied des Präsidiums der FDP Bayern, sprach ein Grußwort für den Landesverband der bayerischen Liberalen, die zusammen mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit die Thomas-Dehler-Stiftung 1979 gegründet haben. Er betonte, dass die Stiftung einen besonderen Bildungsauftrag habe, um einen Beitrag dazu zu leisten, Menschen für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu begeistern. Besonders erfreut zeigte sich von Lindeiner über die Wahl der Preisträgerin Waris Dirie, die durch Ihren Einsatz für die Menschenrechte ganz in der liberalen Tradition sowohl der Stiftung als auch der FDP stehe.

In ihrer Laudatio würdigte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger den Einsatz Waris Dirie´s für Menschenrechte: „Frau Waris Dirie hat vielen Frauen und Mädchen weltweit ihre Selbstbestimmung und ihr Selbstbewusstsein zurückgegeben. Wir brauchen weltweite Anstrengungen, um diese menschenverachtende Praxis zu ächten und zu beseitigen. Ich bin davon überzeugt, dass der Namensgeber der heutigen Auszeichnung, Thomas Dehler, stolz darauf wäre, das Engagement von Frau Dirie mit seinem Preis zu ehren.“

Waris Dirie wies in ihrer Rede darauf hin, dass in Deutschland 40.000 Frauen und Mädchen leben, die Opfer von Genitalverstümmelung wurden. Gemeinsam mit dem Krankenhaus Waldfriede e.V. in Berlin eröffnet daher ihre Desert Flower Foundation am 11. September 2013 das Desert Flower Center, das erste medizinische Zentrum für die ganzheitliche Behandlung und Beratung von Opfern von weiblicher Genitalverstümmelung weltweit. In diesem Zusammenhang soll im Herbst 2014 der erste Kongress, der sich mit dem Thema weibliche Genitalverstümmelung und dessen ganzheitlicher Behandlung beschäftigen wird, im Desert Flower Center Berlin stattfinden.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend von dem Gitarristen Adrian Ingerl, der Konzertgitarre an der Hochschule für Musik und Theater München studiert und u.a. beim renommierten Hersbrucker Gitarrenfestival besonders auf sich aufmerksam gemacht hat. 

Der Vorstand der Thomas-Dehler-Stiftung verleiht den Preis jährlich. Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehören Helmut Markwort, Dick Marty, Annette und Dr. Reinhard Erös, Beatrice Weder di Mauro und Joachim Gauck.