Was hilft Familien wirklich?
Von Daniela Busse
Wie kann eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden und wie können wir Familien in ihrem Alltag stärken? Darüber diskutierten FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer und die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, Maria Amtmann, in Kempten im Allgäu.
Derzeit gibt es rund 150 familienpolitische Leistungen. Da wundert es wohl niemanden, wenn viele Familien sich nicht mehr zurechtfinden. Dass viele Eltern für ihre Kinder wegen der Bürokratie Leistungen nicht in Anspruch nehmen können, ist aber nicht akzeptabel. Nicole Bauer bekräftigt, dass sich dieser Missstand mit der Einführung der Kindergrundsicherung endlich ändern wird. Als FDP steht man klar hinter der Vereinfachung des Behördendschungels. Die Liberalen wehren sich allerdings gegen das Schaffen 5.000 neuer Beamtenstellen. Die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion betont zudem, dass Familienpolitik vor allem eines ist: Wirtschaftspolitik. Denn oftmals bedeuten Kinder noch immer, dass mindestens ein Partner die Arbeitszeit stark reduzieren muss aufgrund der nicht ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten. Das, so Bauer, kann man sich aber mit Blick auf die notwendige Wirtschaftswende nicht leisten. Man sei in Deutschland immer sehr schnell im Schaffen neuer Rechtsansprüche - wie beispielsweise einem Kitaplatz für Kinder ab einem Jahr. Wo wir noch nicht gut genug sind, ist das Schaffen von besseren Strukturen für eine qualitativ gute frühkindliche Bildung.
Maria Amtmann nimmt als Arbeitsmarktexpertin vor allem die örtlichen Gegebenheiten und die Erwerbsfähigkeiten von Männern und Frauen in den Blick: Vor zwanzig Jahren lag die Erwerbstätigkeit von Frauen in einer beitragspflichtigen Arbeit demnach noch bei 45%. Heute liegt sie bei 62%. Daran merkt man, dass sich das Rollenbild stark gewandelt hat – zum Positiven. Wirft man allerdings einen Blick auf den Arbeitsumfang, wist immer noch ein deutlicher Unterschied erkennbar. Während 90% aller Männer einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, sind es nur 47% der Frauen in der Region. Bedeutet im Umkehrschluss: Es arbeiten mehr Frauen in Teilzeit als in Vollzeit. Hier liegt also ein großes Potenzial für die Wirtschaft.
Wofür die FDP in der Regierung kämpft? Nicole Bauer schlägt mit Blick auf pflegende Angehörige eine Pflegezeit angelehnt an die Elternzeit vor, sieht dafür aber noch keine ausreichende Mehrheit im Parlament. Ebenso kämpft die Liberale für einen Partnerschutz sowie für einen Mutterschutz für Selbstständige. Im Bereich der Steuerpolitik möchten die Liberalen die Steuerklassen 3 und 5 abschaffen, um nicht weiter Fehlanreize für die Erwerbstätigkeit zu setzen.
Was hilft Familien also wirklich? Flexibilität, Selbstbestimmung und zuverlässige Strukturen. Eigentlich ganz einfach. In der Realität allerdings stehen hier noch einige Herausforderungen vor uns.