Young Security Conference Munich 2020

Kluge Köpfe der Politikwissenschaft treffen sich erstmals in München und diskutieren über Zukunftsfragen europäischer Außenpolitik
Nachricht17.02.2020Ferdinand Knapp & Maik Schnierer
Die YSC 2020 in München
Debattengruppe während der YSC 2020Ferdinand Knapp // Thomas-Dehler-Stiftung

Erstmals fand in diesem Jahr zeitgleich zur Münchner Sicherheitskonferenz die zweitägige Young Security Conference (YSC) in München statt. Doch während im Bayerischen Hof Staatsmänner- und frauen hinter verschlossenen Türen debattierten, öffnete die YSC ihre Türen für die interessierte Öffentlichkeit. Die inhaltliche Agenda steht der der „großen Schwester“ in nichts nach. Hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Medien und Wirtschaft diskutierten mit den Teilnehmern über neue sicherheitspolitische Herausforderungen, europäische Migrations- und Grenzpolitik, die Verantwortung der NATO sowie über neue Technologien der gemeinsamen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik.

Die YSC ist eine Initiative eines internationalen Kooperationsnetzwerks aus deutschen und französischen Stiftungen, Think-Tanks, Universitäten und universitätsnahen Institutionen. Das Landesbüro Bayern der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit sowie die Thomas-Dehler-Stiftung waren als Hauptpartner in die inhaltliche sowie organisatorische Planung involviert. Die YSC hat das Ziel, durch ihren partizipatorischen und innovativen Charakter konkrete politische Vorschläge zur Zukunft der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu formulieren und diese Ideen in Diskussionsforen öffentlich zu debattieren. 

Hierfür wurden in einem Auswahlverfahren 30 sogenannte Young Professionals aus über 17 Ländern ausgewählt, die konkrete Lösungsvorschläge zu außen- und sicherheitspolitischen Themen diskutieren. Anschließend wurden die Ergebnisse dann in den öffentlichen Foren mit Experten und Gästen ausgetauscht und diskutiert. Die Zweiteilung der Konferenz in öffentliche- und geschlossene Debatten erlaubte den Teilnehmern, intensiv im geschützten Raum (Chatham House Rules) zu arbeiten und verschiedenen Ideen auszuprobieren, bevor sie vorgestellt wurden. 

Der öffentliche Teil begann mit einer Keynote von Peter Grk und einem leidenschaftlichen Appell an die EU, endlich anzufangen zu agieren, statt nur zu reagieren. Die EU kann nur die Unterstützung der Öffentlichkeit gewinnen, wenn sie sich zu einer politischen Europäischen Union entwickle. Sie bräuchte junge Menschen, die aktiv seien, die sich nicht scheuen, der politischen Elite zu sagen, dass es Zeit ist, aufzuwachen.

Das erste Panel beschäftigte sich mit europäischer Außen- und Nachbarschaftspolitik. In diesem wurde festgestellt, dass es keine europäische Nachbarschaft mehr gebe. Die ganze Welt ist zur Nachbarschaft geworden, es ist ein System. Mit kritischer Anlehnung an das Thema der Münchner Sicherheitskonferenz „Westlessness“ wurde von „Europelessness“ gesprochen.

Wir brauchen einen Austausch zwischen den Generationen, um die Herausforderungen zu bewältigen, die Migration und hybride Bedrohungen darstellen. Im größten Panel des Tages tauschten sich Theoretiker wie Praktiker über hybride Gefahren, Migration und nachhaltige Politik in Europa aus. Die Sicherheitsvision der EU seien sehr eng gefasst. Vor Ort hält man sie für selbstverständlich, weil wir uns sicher fühlen. Aber in den meisten Ländern sei das nicht selbstverständlich. Es muss ein Wandel stattfinden und der Schwerpunkt auf die menschliche Sicherheit gelegt werden.

Wie ein Sicherheitspolitisches Konzept für ein Europa 2030 aussehen kann, diskutierte das letzte Panel des Tages. Europa müsse aufwachen, denn die wirklichen Krisen kommen erst noch. Europa sei von den Big Playern umgeben, das multilaterale System werde umgekrempelt und die EU stecke im Prozess, diese Herausforderungen zu meistern. Andere Panelisten sahen das weniger optimistisch und attestierten der EU nur die Rolle einer Regionalmacht.

Der zweite Konferenztag begann mit einem Schwergewicht der Außen- und Sicherheitspolitik. Der Berater des Hohen Vertreters der EU, Prof.  Zaki Laïdi, schilderte die Entstehung sowie die aktuellen Herausforderungen europäischer Außenpolitik. Man habe das Projekt Europa nicht als Projekt von Machtpolitik angedacht. Der Grund für unsere heutigen Probleme sei, dass wir dies nicht berücksichtigen. 

Die Tagung endet mit zwei Debattengruppen der Young Professionals, welche sich über die Erkenntnisse der Konferenz austauschen und sich gegenseitig ihre Ergebnisse präsentieren. Intensiv wurden über die Vor- und Nachteile einer europäischen Identität sowie über die Zukunft und Intensität einer erweiterten EU Integration debattiert. 

Die erste YSC war ein voller Erfolg: sie ermöglichte den Perspektivwechsel durch eine internationale Gruppe an Teilnehmern, ermöglichte den Gedankenaustausch mit hochrangige Experten und war Plattform zur gegenseitigen Vernetzung  – und zu guter Letzt: sie gibt den jungen Europäern eine Bühne.