Die Nürnberger Sicherheitstagung 2019

Vernetzte Sicherheit am Beispiel Mali
Nachricht01.07.2019Maik Schnierer & Ferdinand Knapp

Colonel-Major Faguimba Kansaye Oberst i. G. studierte in München und durchlief verschiedene Stabsoffiziers- und Generalstabslehrgänge in Kanada, Marokko und Deutschland. Später wurde er zum Verteidungsattaché und Hohen Beamten im Senegal ausgebildet. Dieses Amt übte er später bei der Botschaft von Mali in Berlin aus. Kansaye spricht fließend Deutsch und lobt die deutsch-malische Zusammenarbeit in seinem Heimatland. Mit den in Deutschland gemachten Erfahrungen und mithilfe des erworbenen Knowhows möchte Kansaye nun seiner Heimat helfen, denn seinem Land fehle es an Know-How. Wichtig seien, so Kansaye, eine funktionierende Infrastruktur sowie ein besseres Bildungssystem, denn dies könnte für viele Malier ein Schritt aus der Armut sein. Ebenso wichtig ist für Kansaye die Bekämpfung des Terrorismus in Mali. Der islamische Terrorismus, so meint Kansaye, sei nicht zuletzt durch die US-amerikanischen Interventionen in Afghanistan und im Irak, aber auch durch den Sturz des lybischen Machthabers Gaddafi, verstärkt worden.

Die malische Bevölkerung, so Kansaye, schätzt die Deutschen Polizisten und Helfer in Mali sehr. Dies sei bemerkenswert, da es keine weitreichende Deutsch-Malische Geschichte gäbe. 

Oberst Aslak Heisner war als Kontigentführer der Bundeswehrtruppen im Rahmen der UN-Mission MINUSMA in Mali eim Einsatz. Heisner weist darauf hin, dass Deutschland, gemeinsam mit französischen Truppen, welche für die medizinische Versorgung benötigt werden, eine wichtige Rolle in Mali spielt. Dies sei insofern wichtig, damit Deutschland als internationaler Akteur wahrgenommen wird. Allerdings sei für die öffentliche Wahrnehmung sowie die Berichterstattung in Deutschland wichtig, dass einem klar sei, dass Mali nicht mit dem Afghanistan-Einsatz gleichzusetzen sei. Mali ist auch kein klassischer UN-Blauhelm-Einsatzort. Eine UN-Flagge und Blauhelme würden von Rebellen und anderen terroristischen Gruppierungen nicht respektiert und garantieren daher keinen Schutz.

Wichtig sind die geographischen Gegebenheiten für die technischen Instrumente der Bundeswehr: Staubige Böden und felsige Wege erfordern ein besonderes Equipment der Fahrzeuge; so reißen beispielsweise Kieswüsten die Reifen auf und man muss Ersatzteile aus Deutschland anfordern. In der Regenzeit kann das Wasser nicht abfließen und erschwert ein Vorwärtskommen der Fahrzeuge. Funktionierende Fahrzeuge sind deswegen so relevant, weil mit ihnen die wichtigen Transportwege in Mali gesichert werden müssen, um Drogen- und Waffenschmuggel in Mali einzudämmen. Heisner spricht auch die Probleme an, die seine Vorredner schon benannt haben: Schlechte Wasserversorgung, fehlende Infrastruktur und das aus diesen Punkten resultierende schwierige Betreiben von Landwirtschaft. 

Oberst Heisner
Oberst Aslak Heisner war in Mali stationiertFerdinand Knapp // Thomas-Dehler-Stiftung

Sabine Odhiambo war als Vertreterin der deutschen Afrika-Stiftung vor Ort. Von 2011-2015 lebte sie selbst in Afrika und war als Leiterin der Sprachstudien am Goethe-Institut in Kenia tätig. Odhiambo machte in ihrem Vortrag klar, dass die Henne-Ei Problematik bezüglich der Entwicklungsländer, nämlich ob Wirtschaft Sicherheit schafft oder umgekehrt, sich nicht stelle: Es bräuchte zuerst eine stabile Sicherheitslage, damit sich die Wirtschaft entwickeln könne. Außerdem trägt ein „beschäftigungswirksames Wachstum“ und die daraus folgende Perspektive für viele junge Malier zu einer Schwächung der Dschihadisten bei.

Mali kommt ihrer Meinung in der Entwicklungshilfe im Vergleich zu anderen Ländern zu kurz. Der Aufbau einer neuen, funktionierenden Regierung könne der erste Schritt sein, um die miserablen Lebensumstände vieler Malier zu verbessern.

Lechte und Braun
Der kommende sowie der scheidende Moderator der Nürnberger Sicherheitstagung, Ulrich Lechte MdB sowie Hildebrecht Braun MdB a. D.Ferdinand Knapp // Thomas-Dehler-Stiftung

Die 20. Nürnberger Sicherheitstagung schließt mit einem Generationenwechsel bezüglich der Leitung der Tagung. Hildebrecht Braun MdB a.D., welcher die Veranstaltungsreihe vor 20 Jahren gegründet hat und seitdem moderierte, verabschiedet sich aus der aktiven Gestaltung der Nürnberger Sicherheitstagung. Der Geschäftsführer der Thomas-Dehler-Stiftung, Sebastian Zajonz, bedankt sich bei dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten der FDP. Sein Nachfolger ist Bundestagsabgeordneten Ulrich Lechte, welcher im diesen Jahr gemeinsam mit Braun die Moderation übernahm und künftig das Erbe von Braun antreten wird. Die Thomas-Dehler-Stiftung bedankt sich bei Hildebrecht Braun für die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, ihn in den kommenden Jahren als Gast begrüßen zu dürfen. Auch dankt die Thomas-Dehler-Stiftung allen Kooperationspartnern sowie Referenten der Veranstaltung.

Alle Referenten der Sicherheitstagung 2019
Die Referenten und Organisatoren der diesjährigen SicherheitstagungFerdinand Knapp // Thomas-Dehler-Stiftung

Hintere Reihe, von links nach rechts: Dietmar Paun Oberst d. R., Colonel-Major Faguimba Kansaye Oberst i. G., Ulrich Lechte MdB (Moderation), Sabine Odhiambo, Hildebrecht Braun MdB a. D. (Moderation), PD Dr. habil. Hannelore Kußerow

Vordere Reihe, von links nach rechts: Sebastian Zajonz (Geschäftsführer der Thomas-Dehler-Stiftung), Marcel Ducamp, Robin Schroeder

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