Die bayerische Realschule als Erfolgsmodell für den Einstieg in Industrie und Handwerk

Bildungskongress von brlv und Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Nachricht03.07.2018Sebastian Zajonz
Podiumsdiskussion am Bildungskongress - Simone Fasse, Thomas Sattelberger, Hubert Schöffmann, Laura Kronwinkler, Regina Bittner und Jürgen Böhm
Podiumsdiskussion am Bildungskongress - Simone Fasse, Thomas Sattelberger, Hubert Schöffmann, Laura Kronwinkler, Regina Bittner und Jürgen BöhmFriedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Auf dem Bildungskongress von Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit/ Thomas-Dehler-Stiftung und Bayerischem Realschullehrerverband zeigten die Referenten, wie erfolgreich die Realschulen in Bayern die Schüler auf dem Start ins Leben begleiten. Mit ihrem großen Praxisbezug stellen sie in der öffentlichen Wahrnehmung immer stärker eine gleichwertige Alternative zur akademischen Laufbahn übers Gymnasium dar.

Das größte Problem an den bayerischen Realschulen ist, dass es zu wenige Absolventen gibt, die sich auf die zahlreichen offenen Lehrstellen bewerben, so lässt sich mit einem Augenzwinkern die Botschaft von Hubert Schöffmann, Bildungsexperte bei den bayerischen IHKs, auf dem Bildungskongress zusammenfassen. Denn „jeder unbesetzte Ausbildungsplatz ist eine fehlende Fachkraft von morgen“. Damit verdeutlichte er ein akutes Problem der Wirtschaft, denn allein im Jahr 2017 konnten 14.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. So warb er für die exzellenten Chancen, die der Realschulabschluss biete.

Thomas Hacker, MdB, Präsident der Thomas-Dehler-Stiftung
Thomas Hacker, MdB und Präsident der Thomas-Dehler-Stiftung, beim GrußwortFriedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Thomas Hacker, MdB und Präsident der Thomas-Dehler-Stiftung, verwies auf die großen Fortschritte, die gerade für den Bereich der Realschulen in den Jahren 2008-2013 von der schwarz-gelben Koalitionsregierung in Bayern erzielt wurden. Besonders hob er die gesteigerte Durchlässigkeit des Bildungssystems hervor und die hohe Quote an studienqualifizierenden Bildungsabschlüssen neben dem Abitur. In diesem Bereich wurde von der Koalitionsregierung damals viel erreicht, so dass es für jeden Bildungsabschluss einen Anschluss gibt.

Jürgen Böhm griff die starke praktische Orientierung der Realschulen am Beispiel des Fachs Informatik auf. Während bei Gymnasien seit vielen Jahren über eine flächendeckende Einführung diskutiert wird, sind die Realschulen hier schon einen wesentlichen Schritt weiter. Er lobte auch den Qualitätsschub seit Einführung der sechsstufigen Realschule. Auch die Realschulabsolventinnen Laura Kronwinkler und Regina Bittner zeigten sich mit der Ausbildung sehr zufrieden und verwiesen auf die Chancen, die ihnen die Realschule auf dem Weg ins Leben geboten hat.

Thomas Sattelberger, MdB, Sprecher für Innovation der FDP-Fraktion im Bundestag
Thomas Sattelberger, MdB, Sprecher für Innovation der FDP-Fraktion im BundestagFriedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Thomas Sattelberger, MdB und Sprecher für Innovation der FDP-Bundestagsfraktion, ordnete in seinem Impuls die praktische Ausrichtung der Realschule in den Kontext der Digitalisierung ein. Dort sieht er große Chancen aufgrund des größeren Praxisbezugs, fordert aber auch mehr Exzellenz in der Ausbildung und ein Umdenken bei den Lehrplänen, die stärker auf lebenslanges Lernen ausgerichtet werden müssen. Schließlich würden sich nach Einschätzung von Experten zwei Drittel in den nächsten 10-15 Jahren verändern oder wegfallen.

Am Beispiel des erst 2018 eingeführten Ausbildungsberufs „IT-Kaufmann“ zeigte er die Schwächen des deutschen Bildungssystems, denn „wenn ein Berufsbild 15 Jahre von der Entdeckung eines Trends bis zur Umsetzung braucht, haben wir ein Problem“, eine Forderung nach mehr Dynamik, die auch andere Diskutanten stützten.

Sattelberger mahnte aber auch mit Blick auf die Wirtschaft, dass in den letzten Jahren die Zahl der beruflich Qualifizierten in Führungspositionen erheblich zurückgegangen ist, ein Zustand, der die Verdienstmöglichkeiten für beruflich qualifizierte einschränkt – hier sei aus seiner Sicht ein Umdenken erforderlich, sonst würden sich Eltern und Kinder im Zweifel eher für die akademische Laufbahn entscheiden. Trotz dieser Herausforderungen beurteilte er das Realschulsystem als einen wichtigen Baustein des Bildungssystems - eine Einschätzung, die alle Gäste teilten.