Das Risiko ist der Ausweg

Nachricht18.03.2022Thomas Nagel
Die resiliente Gesellschaft - Wie wir künftige Krisen besser meistern können
Die resiliente Gesellschaft - Wie wir künftige Krisen besser meistern können©Tom Werner/DigitalVision/GettyImages

„Ein Risiko ist nicht schlimm, wenn ich zurückfedern kann.“ Diese Einschätzung vertrat Prof. Dr. Markus Brunnermeier bei der Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit/Thomas Dehler Stiftung. Resistenz sei sinnlos, Resilienz könne ein Ausweg sein. Bei seiner These nutzte Brunnermeier das Bild eines Eichenbaumes, der umfällt. Besser sei das Schilfrohr, das sich beuge, aber auch wieder aufgrund der Biegsamkeit zurückfedere.

Das  Risiko vermeiden, bedeute Wachstum vermeiden. Umso wichtiger sei es, Probleme nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern kleine Krisen zu meistern. Es gelte nicht auf das Risiko zu achten, sondern auf Kipp-Punkte. Diese bürgen die Gefahr, außer Kontrolle zu geraten. Die Resilienz könne sich in der Gesellschaft positiv auswirken.

 

Nadja Hirsch

7 Faktoren sind wichtig für die persönliche Widerstandsfähigkeit.

Nadja Hirsch

Für Diplompsychologin Nadja Hirsch stand die psychologische Widerstandsfähigkeit im Mittelpunkt ihres Impulsvortrages. Es gehe darum, Krisen, aber auch Veränderungsprozesse, mit eigenen Ressourcen zu bewältigen. Eine Gesellschaft funktioniere nur, wenn einzelne Mitglieder resilient seien. 7 Faktoren waren für Nadja Hirsch besonders wichtig. Optimismus und Akzeptanz, die Antwort auf die Frage, worauf habe ich Einfluss und wie komme ich aus der Opferrolle? Auch der Umgang mit eigenen Emotionen, das Netzwerk und die eigene Selbstwirksamkeit spielen, laut Nadja Hirsch, eine entscheidende Rolle. Wichtig sei es, Regeln zu folgen, sonst verliere das Individuum an Glaubwürdigkeit. Auch in der Politik gelte es, eine neue Perspektive einzunehmen: „Die Politik muss vom Anspruch wegkommen, das absolute Wissen zu haben“, sagte Hirsch in der digitalen Veranstaltung.

 

Markus Brunnermeier

Die Ampelkoalition braucht eine Resilienz.

Markus Brunnermeier

Markus Brunnermeier ist überzeugt, dass Innovationen auch beim Klimawandel vorangetrieben werden müssten. Prävention sei ein Teil der Resilienz. Es gehe stets um die Frage, was kann ich tun, damit der Mensch mental durch die Krise kommt. Doch Narben behindern die Resilienz. „Wenn man eine Krise durchlebt hat, wird man resilienter.“ Auch die Ampelkoalition und die Politik sind aufgrund der Pandemie extrem gefordert und müssen künftig resilienter werde. In den USA gebe es durch das 2-Parteiensystem von Demokraten und Republikanern keine Zusammenarbeit. In Deutschland gebe es dagegen eine große Plattform der demokratischen Parteien, dadurch sei Deutschland resilienter als die USA.

Individuen, Gesellschaften, Unternehmen, Märkte aber auch Staaten gehen dann erfolgreich mit Veränderungen um, wenn sie individuelle und organisationale Resilienz besitzen. Die Bürokratie in Deutschland setze Standards. Diese hätten den Verlust der Flexibilität zur Folge. Mehr Flexibilität sei aber ein Kulturschock für das Beamtentum. „Dennoch brauchen wir mehr Flexibilität, weil sich die Welt schnell verändert. Für diese Veränderungen muss es Anreize geben“, zog Nadja Hirsch ihr Fazit. Auf die Frage, wie sie sich selbst resilient einschätzen, auf einer Skala von 1 bis 10, sahen sich Nadja Hirsch und Markus Brunnermeier bei ihrer persönlichen Einschätzung bei einer 8.