Von Populisten lernen

WhyEurope e.V. wurde vom Verband Liberaler Akademiker mit dem ARNO-ESCH-Preis 2018 ausgezeichnet.
Nachricht19.06.2018Alexander Bagus
Preisverleihung des Arno-Esch-Preises, v.l.n.r.: Alexander Bagus, Präses des VLA, Preisträger Hans-Christoph Schlüter und Benedikt Kau von WhyEurope e.V., Professor Günther Heydemann, Juryvorsitzender des Arno-Esch-Preises
Preisverleihung des Arno-Esch-Preises, v.l.n.r.: Alexander Bagus, Präses des VLA, Preisträger Hans-Christoph Schlüter und Benedikt Kau von WhyEurope e.V., Professor Günther Heydemann, Juryvorsitzender des Arno-Esch-PreisesManuel Gaul (VLA)

Populistisch Stimmung für die europäische Idee machen – geht das? Benedikt Kau und Hans-Christoph Schlüter, beide Stipendiaten der Friedrich-Nauman-Stiftung für die Freiheit, sind davon überzeugt und gründeten daher den Verein WhyEurope. Das Ziel: Populisten mit den eigenen Waffen schlagen. Dieses simple, doch immer noch unkonventionelle Engagement in Sozialen Medien würdigte nun der Verband Liberaler Akademiker (VLA) mit dem ARNO-ESCH-Preis 2018.

Jury-Vorsitzender Professor Günther Heydemann zeigt ist in seiner Laudatio begeistert: „Sie haben Mut gemacht, die europäische Idee weiter hochzuhalten trotz Brexit, trotz Flüchtlingskrise, trotz Eurokrise, und vielen anderen Problemen mehr, immer in der Überzeugung, dass diese Idee letztlich unkaputtbar ist.“ Den Kriterien des ARNO-ESCH-Preises seien die Preisträger absolut würdig geworden. „Wenn Sie heute den Arno-Esch-Preis 2018 erhalten, dann deshalb, weil Sie als Studierende zusammen mit anderen Kommilitonen ganz praktisch aktiv geworden sind, für Europa und die europäische Idee. Sie haben sich für Demokratie, Rechtsstaat, Meinungsfreiheit und Pluralismus eingesetzt wie damals Arno Esch und seine Mitstreiter, die dafür allerdings einen furchtbaren Preis bezahlen mussten“, unterstrich Heydemann in seiner Ansprache und hob auf den Namensgeber ab. Seine Laudatio schloss er mit einem Appell an die Preisträger: „Bleiben Sie dabei, die Dinge ohne moralische Überheblichkeit auf den Punkt zu bringen und die oftmals komplizierten europäischen Probleme und Verfahren verständlich und witzig darzustellen. Sie setzen auf die Kraft überzeugender Argumente und zählen darauf, dass mündige Bürgerinnen und Bürger als vernunftbegabte Wesen letztlich die richtigen Schlüsse für sich selbst und Europa ziehen. Liberaler kann man nicht handeln!“

Benedikt Kau

Wenn Populisten simpel, persönlich und emotional gegen Immigration hetzen, können wir doch simpel, persönlich und emotional für Europa kämpfen.

Benedikt Kau

Kau zeigte sich in seinen Dankesworten nachdenklich. „Wir mögen Populisten nicht besonders schätzen, aber müssen zugeben: kommunizieren können sie hervorragend. Also muss es doch möglich sein, populistische Kommunikationsmuster zu übernehmen und mit Botschaften für Europa zu verbinden. Wenn Populisten simpel, persönlich und emotional gegen Immigration hetzen, können wir doch simpel, persönlich und emotional für Europa kämpfen“, erklärte Kau zur Preisverleihung in Lichtenfels.

Das zumindest war für Kau, Schlüter und dem Brexit lautete für sie und ihre Mitstreiter aus ganz Europa die Quintessenz. Das Thema Europa soll also nicht den Populisten vom rechten und linken Rand überlassen werden. Das ist zeitintensiv, kostet Nerven und benötigt enorme Selbstdiszplin. Doch Benedikt Kau weiß: „Silber poliert sich nicht von selbst. Frieden, Freiheit, Europa. Das erfordert Arbeit.“ Arbeit, die sie bereit sind, für die europäische Idee zu leisten – gerade im Vorfeld der Europawahlen 2019, eine kritische Phase für WhyEurope. Unterkriegen lassen sich Studierenden jedoch nicht, wie Kau erklärt: „Eines haben wir in den vergangenen zwei Jahren alle gelernt: Europa zu kommunizieren, zu verteidigen, zu gestalten – das macht nicht nur Arbeit, sondern auch optimistisch und viel Spaß.“

 

Zum ARNO-ESCH-Preis:
Im Andenken an den Studenten der Rechtswissenschaften Arno Esch und seine fünf Weggefährten, die 1951 von der sowjetischen Justiz zum Tode verurteilt und erschossen worden sind, verleiht der VLA auf der Grundlage einer Stiftung seines langjährigen Präses Peter Menke-Glückert, alle zwei Jahre den ARNO-ESCH-Preis. Mit diesem Preis wird an den Mut all derer erinnert, die in liberalen Studentengruppen Widerstand gegen stalinistische Diktatur und Gleichschaltung der Hochschulen im sowjetisch besetzten Gebiet und in der DDR leisteten. Der ARNO-ESCH-Preis wird verliehen an einzelne Studentinnen sowie Studenten oder Studenteninitiativen und -verbände. Im Vordergrund steht dabei unter anderem das besondere Wahrnehmen von Staatsbürgerrechten im Raum der Hochschulen, Zivilcourage für Bürgerrechte, ein weltoffenes fachübergreifendes Studium Generale, das Einüben, Initiieren und Praktizieren öffentlicher Tugenden in der Hochschule und die Pflege neuer Formen des konsensstiftenden wissenschaftlichen Disputs in öffentlicher, freier Rede.